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Ein Journalist = Ein Mann, der die eine Hälfte des Lebens damit verbringt, über Dinge zu schreiben, von denen er nichts weiß und die andere Hälfte, nicht über Dinge zu schreiben, die er genau weiß.

Robert Lembke (1913-89), dt. Fernsehmoderator u. Journalist, 1949-60 Chefredakteur u. Fernsehdir. Bayer. Rundfunk

 

Wenn man sich diverse Zeitungsartikel über *Sokas* so anschaut fragt man sich teilweise wirklich ob gesunder Menschenverstand beliebig aus zuschalten ist. Alles was Auflagen brachte wurde ausgeschlachtet und teilweise machten erstaunliche "Weisheiten" und Theorien die Runde.

Nur mal einige Beispiele:

* Kampfhunde und Beisskraft

Laut der  Boulevardpresse verfügen die Kiefer von Bullterrier und Co. über enorme Kräfte . Woher Angaben von bis zu 2,8 Tonnen eigendlich stammen wird immer und ewig ein Rätsel bleiben .  Angaben über Beißkräfte von Hunden wurden erstmals von Lindner, D.L., Maretta, S.M., Pijanowsky, G.J., Johnson, A.L. und Smith, Ch.W. im Jahre 1995 seriös ermittelt . Hierzu sollte der Beitrag Measurement of Bite Force in Dogs: A Pilot Study eingesehen werden. Veröffentlicht in J. Vet. Dent., 1995, (12) 2; 49-54. 
Ärzte untersuchten anhand eines Transponders (Elektronik im Kauknochen) 48 Hunde. Es stellte sich heraus, daß die Beißkraft um so größer sein kann, wie die Rasse es ist. Die größte Beißkraft von sieben getesteten Rassen (ohne Pittbullartige) zeigte ein Rottweiler (1200 kp). Dabei schwankte die Kraft bei den vier getesteten Rottweilern zwischen 280 bis 1200 kp. Ein Retriever brachte es auf 480 kp. Gleiche Beobachtungen sind übrigens bei Schimpansen erfolgt, wo das größte Tier die höchste Kraft aufbringt. Was ja irgendwo auch logisch ist.
Wenn wir also davon ausgehen das 1995 überhaupt erst Untersuchungen stattfanden hat die BILD vom 23. Oktober 1991  mit ihrer Schätzung von 500 Kg gar nicht sooo weit weg gelegen.Und eine Schätzung muß es sein denn: Der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg stellte1991 fest das aussagekräftige wissenschaftliche Untersuchungen fehlen. ( Az.: 1 S 2590/91 v. 18. Aug. 1992, S. 15. )

Dafür überraschte uns 1999 Der Spiegel mit Angaben von rund einer Tonne (Beitrag Prozac im Futternapf der Ausg. 6/99, S. 172. )

Im Januar 2001 steigerte sich die BILD ( Doris Bruckner Berichterstattung über den bedauerlichen Vorfall in Hamburg) auf 2 Tonnen.

Bisheriger Spitzenreiter : die BERLINER ZEITUNG  (Ausg. 12.Okt. 97 und 29.Mai 98)  hier wußte man bereits von bis zu 3 Tonnen Kieferndruck.

Keinen Gedanken haben und ihn ausdrücken können - das macht den Journalisten.

Karl Kraus (1874-1936), östr. Kritiker, Satiriker, Essayist u. Dramatiker

 

*Doppelte bis dreifache Zahnreihen/ 3-faches Kieferngelenk/ aushängbares Kieferngelenk

Aus einer von Jesse M. Bridgers für die Faculty of the biology department, Presbyterian College aus dem Jahre 1988 durchgeführten Untersuchung geht hervor, dass der Kiefer des Pit Bull Terriers keine Besonderheiten aufweist, die eine verstärkte Beißkraft ermöglichen würde. Zitat: "Unsere Ergebnisse zeigen, dass, während es eine enorme Variation an Hunderassen gibt, Pit Bull Terrier genau in das Muster der Variationen passen und sich nicht von anderen Hunderassen unterscheiden, Man kann sagen, dass Pit Bull Terrier keine mechanischen Anpassungen haben, die es ihnen ermöglichen würden eine höhere Bisskraft zu erlangen als andere Hunde; Ebenfalls haben sie keine Anpassungen, die ihnen einen festeren Halt beim Beißen geben. Die Daten wurden erhoben an 49 Schädeln verschiedener Rassen vom Toy bis zum Mastiff, unter ihnen drei Pit Bull Terrier." Warum lassen sich die Menschen von der Presse derart “veräppeln” ?

Desweiteren werden wir gerne mit Erzählungen über zum Kampf gezüchtete Hunde mit niedriger Reizschwelle und diversen *Krankheiten* beglückt. Wer kennt nicht das Märchen vom Hund der plötzlich austickt weil sein Gehirn zu groß für den Kopf geworden ist? Oder die Story von der "Rotphase" in der ein Hund völlig irrsinnig wird und alles und jeden zerfleischt?  Davon abgesehen das einige der gelisteten Rassen nie zum Kampf in der sogenannten Pit gezüchtet wurden sondern als Bewacher von Viehherden gegen Raubzeug oder zur Jagd auf Bären und Wildschweine dienten, selbst der für den Hundekampf verwendete Hund mußte extrem menschenfreundlich sein. Wie sonst sollte sein Besitzer ihn nach dem Kampf wieder unter Kontrolle bringen?

Es ist schwer, die Katze wieder in den Sack zu bekommen, wenn man sie erst einmal herausgelassen hat.

Robert Lembke (1913-89), dt. Fernsehmoderator u. Journalist, 1949-60 Chefredakteur u. Fernsehdir. Bayer. Rundfunk

Das Phänomen *Kampfhund* ist wohl nur dadurch zu erklären das sich Journalisten und Politiker gegenseitig die Bälle zugespielt haben und dadurch ein Problem geschaffen haben das es so gar nicht gibt. Bei den Medien können wir wohl davon ausgehen das dem der Kampf um Auflagen und Einschaltquoten zugrunde liegt. Und unsere Politiker? Könnte es ein Versuch sein die eigene Unfähigkeit andere Probleme zu lösen in Vergessenheit zu bringen? Nach dem Motto schaffen wir mit Hilfe der Medien ein Problem und dann lösen wir es und lassen uns vom Volk feiern als Retter vor der Gefahr? Dazu einige Tatsachen:

Gesetzentwurf der Staatsregierung Bayern Gesetz zur Änderung des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes Drs. 273/91 vom 16. Aug. 1991 :

Auf S. 5 heißt es : Eine wissenschaftlich allgemein anerkannte Defination des Kampfhundes gibt es nicht. Um dem Bestimmtheitsgebot Rechnung zu tragen, wird der Begriff Kampfhund in Abs. 1 Satz 2, 1. Halbsatz gesetzlich festgelegt.
In den Beratungen wiesen der damalig verantwortliche Sprecher des bayerischen Rechts- und Verfassungsausschusses Dr. Grethlein und Andere wiederholt darauf hin, daß es keine Kampfhunde gibt und der Begriff nicht haltbar sei (vgl. Sen.-Drs. 278/91 und 297/91).

In der 8.Sitzung am 28. September 1991 äußert sich der damalige Staatsminister Dr. Stoiber hierzu.: Meine Damen und Herren, ich will jetzt nicht abschließend zu Ihren Bemerkungen Stellung nehmen, weil die Staatsregierung noch zu dem Votum des Senats, sollte er heute so, wie vom Ausschuß vorgeschlagen, befinden, Stellung beziehen will und das Kabinett nicht festlegen kann. Ich meine nur, es wird schwierig sein, vom Begriff Kampfhund abzuweichen, weil dieser eben ein gewisser populistischer –wenn Sie so wollen- Terminus technicus- geworden ist, mit dem das Gesetz insgesamt umschrieben wird. Der Begriff ist prägnant.
Obwohl der Rechts- und Verfassungsausschuß anderer Meinung vorerst blieb, unterrichtete die Bayerische Staatsregierung mit Sen.-Drs. 304/91 am 8. Oktober 1991: Die Staatsregierung hält an der Verwendung des Begriffs Kampfhund im vorgeschlagenen Gesetzeswortlaut fest, auch wenn es sich dabei nicht um einen wissenschaftlich vorgeprägten Begriff handelt. Der Begriff Kampfhund ist inzwischen in der öffentlichen Diskussion allgemein eingeführt.

In der 5. Sitzung des Senats am 4. Juni 1992 (Prot. S. 87) sagte Dr. Grethlein abschließend: Der Rechtsausschuß hat sich gestern dieser Auffassung des Berichterstatters ohne Diskussion einstimmig angeschlossen. Einwendungen zu erheben ist eine Möglichkeit, von der der Senat stets mit Zurückhaltung Gebrauch gemacht hat. Aus dieser Tradition schlägt der Rechts- und Verfassungsausschuß als Ergebnis seiner Beratungen in der Sitzung vom 3. Juni 1992 unter dem Vorsitz von Herrn Senator Burnhauser einstimmig vor, gegen das von Ihnen vorliegende Gesetz zur Änderung des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes, vom Bayerischen Landtag am 21. Mai 1992 beschlossen, keine Einwendungen zu erheben. Ich bitte Sie, ebenso zu beschließen.

Für einen Politiker ist es gefährlich, die Wahrheit zu sagen. Die Leute könnten sich daran gewöhnen, die Wahrheit hören zu wollen.

Und selbst einige Vertreter der Journalisten sehen es ein: Anläßlich einer Disskusion an der Uni Hamburg zum Thema " Medien als vierte Gewalt im Staat " äußerte sich Klaus Koch (dpa) folgendermaßen: "Die Politik reagiert mit Gesetzen auf Schlagzeilen, die durch Medien-Hysterie um exklusive Knüller entstanden." Als Beispiel nennt er die Kampfhundeverordnungen. Nachzulesen:

http://www.abendblatt.de/daten/2004/07/15/318329.html